Von
HannesP
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Mit Aufträgen für neue Fähren tun sich alle schwer. Einerseits liegt hinter den GR-Reedereien eine jahrelange Durststrecke. Andererseits ändern sich die Spielregeln bald grundlegend.
Ab 2021 müssen einerseits die schon jetzt auf Nord- und Ostsee geltenden schärferen Schwefel-Grenzwerte eingehalten werden. Das bedeutet für die küstennahen Gewässer in der Regel den Abschied vom billigen, aber dreckigen Schweröl und den Wechsel zum schwefelarmen, aber teuren Marinediesel.
Hinzu kommt, dass Schiffe ihren Ausstoß an Stickoxiden NOx 2021 um 75 Prozent senken müssen. Im Kreuzfahrtbereich sehen wir die Folgen bereits: in den nächsten etwa drei Jahren werden weltweit wohl fast 80 neue Kreuzfahrtschiffe erwartet, die alte Stinker ablösen.
In der Fährbranche wird es eine ähnliche Investitionsoffensive geben müssen. Das Problem: saubere Fähren sind derzeit nicht von der Stange zu bekommen. Zudem fehlt es an der Infrastruktur. Etwa für Landstrom, damit die Schiffe im Hafen ihre Dieselgeneratoren abschalten können. Oder für Flüssiggas LNG (Erdgas), das Fähren neuer Generationen antreiben könnte.
Natürlich wird es Übergangsregelungen für alte Schiffe geben. Viele der jetzigen Schiffe, die im Fährkrieg zweite Hälfte der 90er Jahre bestellt wurden, dürften dann abgeschrieben sein und ersetzt werden. Derzeit mangelt es bei den griechischen Fährgesellschaften für den Umstieg an Kapital, am Markt an verfügbaren serienreifen Technologien für saubere Fähren der nächsten Generation. Insofern halten alle die Füße erstmal still.
Deine Annahme, dass Anek dringend größere Schiffe für die Adria braucht, teile ich derzeit nicht. Alle Anbieter haben Kapazitäten abgebaut, weil die Nachfrage in den Keller gegangen war. Dadurch steigt die Auslastung der verbleibenden Fähren und deren Wirtschaftlichkeit. Mehr Tonnage wird erst dann wieder gebraucht, wenn die griechische Wirtschaft nicht nur den Umschwung in der Talsohle geschafft hat, sondern auch wieder mit Aufschwung für mehr Handel und Verkehr sorgt. So lange steht Anek mit seinen eher kleineren Schiffen bei guter Auslastung besser da.
Anek hat 2017 seit vielen Jahren Verlusten nun im dritten Jahr in Folge wieder Plus gemacht. Die Passagier-(+7%), Auto-(+9%) und Lastwagenzahlen (+4%) steigen bei weniger Fahrten über die Adria. Grundsätzlich stimmt der Kurs also.
Die Börse zeigt allerdings, dass die leichten Lebenszeichen noch kein Hinweis auf eine Gesundung sind. Die Aktie ist im Jahresverlauf zwar rund 80 Prozent angestiegen, mit etwa 8 Cent jedoch weiter Pennystock. Zum Vergleich: die Pleiteaktie von Air Berlin wird derzeit mit 4 Cent gehandelt, obgleich Air Berlin schon lange nicht mehr fliegt.
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