Von
martinpuc
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Hallo liebe Seefahrer zwischen ägäischen Inseln. Bin letzten Freitag nach dem Besuch dreier Kykladen von Santoríni aus mit der Flyingcat IV von Hellenic Seaways nach Iráklio geschippert, d.h. eher getorkelt, oder noch besser: irgendwie geschmissen worden.
Das ist der auf Kreta stationierte Katamaran mit der riesigen VODAFONE-Aufschrift. Es ist das schnellste, aber auch das kleinste der drei diese Route bedienenden Schnellboote, und er überholte auch an diesem Tag noch die anderen beiden (Speedrunner III und Mega Jet), die eher gestartet waren, da sie in Santorini Endstation haben, während der Flyingcat IV über Ios und Paros weiter nach Mykonos fährt und dann wieder zurück über Santorin nach Iráklio, und so auf der Rückreise natürlich oft mit einiger Verspätung auf Santorin eintrifft.
Ich war ja schon von Santorin zuvor nach Paros auf demselben Katamaran bei ruhiger See gefahren, hatte mich nur über die verschmutzten Fenster und die Unmöglichkeit, ein Freideck zu betreten, geärgert.
Die Seereise nach Kreta hatte schlechtere Vorzeichen. Schon beim Anlegen des Bootes in Santoríni schaukelte der Rumpf dermaßen, dass das Aussteigen der Hundertschaften aus Mykonos und Paros ewig dauerte, da jedem Einzelnen geholfen werden musste und auch die schweren Koffer irgendwie von Bord mussten. Einige von den Passagieren übergaben sich am Kai noch ein allerletztes Mal, zum Abschied von dieser Höllenmaschine. Nun versteh ich auch, warum einige Touristinnen, Tagesausflüglerinnen von Kreta her, bereits mit Leidensmiene vor den schwankenden Aufgängen zu dem Boot auf dem Asphalt saßen und sich erst einmal weigerten, dort wieder einzusteigen.
Nach einer Stunde größter Schwankerei auf See, als es dann noch schlimmer wurde und kurze Seen die eh schon fatal hohen Wellen störten, war dann auch ich dran. Auf dem Weg zur Toilette, eher eine Hüpfpartie, schaffte ich es noch, meine Speisereste in einen Plastikbeutel zu befördern. Und ich fand mit viel Glück eine der 4 oder 5 Toiletten noch gerade frei vor, also "gerettet", sozusagen. Schweißtriefend erlebte ich darin die schlimmsten 40 Minuten oder so meiner bisherigen Seefahrten in GR. Details gibt es hier keine weiteren. Ein armes seefestes Besatzungsmitglied war jedenfals im Dauereinsatz bei der Toilettenreinigung, sein Arbeitskollege saß kampfunfähig mit Tüte am Boden, zahlreiche Elendsgestalten krallten sich kreidebleich und tütenbestück irgendwo fest, ein paar rollten auf den Gängen vor den Klos herum. Eine einzige Besatzungsfrau war noch in der Lage, Brechtüten auszuteilen.
Wer das miterlebt hast, plädiert wohl dafür, dass die Flyingcat IV bei derartigerm Seegang nicht mehr auslaufen darf. Mit 40 Knoten durch ein derartiges Inferno zu brettern, ist schon echte Körperverletzung aller Insassen, würde ich jetzt mal sagen. Das Boot ist zu klein und instabil für solche Unternehmungen. Könnte jedoch gut sein, dass der größere Speedrunner und der relativ langsame Mega Jet an diesem Abend ähnliche Probleme hatten.
Kommentar einer jungen amerikanischen Mitfahrerin: It was a real horror trip, and one should tell people! Was ich hiermit mache.
Alles Gute bei Eurem nächsten Trip bei hoher See zwischen Santoríni und Iráklio. Ich empfehle, lieber samstags um 08:00 die gute alte PREVELIS zu nehmen, die kommt besser mit derartigem Seegang zurecht.
Gruß MartinPUC
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