Von
Galiano
2790 x gelesen
36 Antworten
|
Hallo Forum,
ich habe heute abend die Anfrage zu den Abfahrtzeiten der Fähre nach Amorgos gelesen und war persönlich (vollkommen zu Unrecht) erst einmal genervt. Fahr doch einfach hin, irjendwatt jeht schon.. is doch nich Lummerland...jedet Jahr dieselbe blöde Fragen .... Ostern, schreib einfach Ostern, dit hilft imma!
Irgendwie wäre das falsch so zu reagieren, Lust hatte ich schon, trotzdem blöde Reaktion, sind wir nicht alle irgendwie auf einem Findungsprozess für das wie ist mein Urlaub richtig?
Ich habe mal versucht meinen "Ausrufezeichen" ! Weg zu erklären
Von der G(k)unst zu reisen....
Ich gebe es zu, ich war einmal Pauschaltourist, so mit Reisebüro und dieser tollen Mappe mit den Reiseunterlagen, Flugtickets, Voucher usw.
Zum Flughafen und los, abgeholt werden vom Bus, Hotel 12 waren wir, Urlaub....abends essen im Hotel am Tisch 44 mit Familie x (zugewiesen am ersten Abend)
Die letzte Pauschreise ging nach Zakynthos da haben meine damalige Freundin und ich schon mal am ersten Abend festgestellt, dass wir hier definitiv nicht die nächste Woche abends verbringen werden. Es wurde dann eine Taverne am Strand mit Blick aufs Festland mit Schiffen....wohin die wohl fahren. Aus Blödheit wurde dann nur Tsatsiki und Bier konsumiert.
Das war der Anfang einer Loslösung.
Als ich meine heutige Frau 2006 kennenlernte war schnell der Plan gefasst mal auf eigene Faust los, nach Griechenland mit dem Auto. Ich hatte noch von der ITB in Berlin vergilbte Prospekte von der El Venizelos, der ungeliebten dritten(?) Schwester der Stena Lines Fähren mit denen meine Schulfreunde und ich uns Schweden erobert hatten. Es geht auch ohne Flugzeug nach GR.
Daraus wurde eine Liebe, mit meiner heutigen Frau seit 2010 auf jeden Fall, mit Griechenland total, aber auch mit der Anreise, zigar.
Heute sind wir weg vom Auto, die inzwischen 4 griechischen Hunde werden bei lieben Menschen „geparkt“ – da leben wir im Herbst um denen mal Urlaub zu ermöglichen (Tierschutz mit x Hunden), wir reisen mit der Bahn von Berlin nach Ancona und dann auf die Fähre (SF/ANEK).
Das ist nicht die preiswerteste Tour zu reisen (wir sind dankbar, dass das uns nicht so wichtig sein braucht) wir lieben aber diese Langsamkeit.
Unser Hauptziel ist dann immer Anafi über Patras via Piraeus. Wann das Schiff geht werden wir sehen, bei der Abreise gibt es immerhin schon eine Ahnung, aber bei ANEK...
Wir haben in Athen Freunde gefunden, das meint bei An- oder Abreise ist ein Tag in Athen kein Verlust.
Früher habe ich noch ganz der Preuße anders gedacht und versucht alles nahtlos aufeinander folgen zu lassen. Da war so ein mir innewohnender Anspruch auf RICHTIG.
Heute kann ich nur noch milde darüber aber auch über mich lächeln. Warum reise ich, warum bin ich unterwegs? Das Abendessen in München mit unserer Freundin, der Nachtzug mit der Flasche Rotwein in der Hand schaukelnd über die Grenzen, die Spagetti al ragu in Ancona am Hafen, das erste Mythos im geeisten Glas in Patras? Ist das nichts weshalb wir aufgebrochen sind? Die Umarmung unseres Freundes in Athen bei dem wir trotz der nur einen Nacht wohnen müssen (wollen?), das Beat Taxi am nächsten Morgen eintauschen gegen Perfektion der Abläufe?
Reisen sollte alles sein, ich sage immer der einzige blöde Teil ist der Zug von Berlin nach München, der erste Espresso am Morgen in Bologna, oder Venedig entschädigt für alles.
Ich kann und will nichts gegen Flüge nach Griechenland anführen, das ist eine persönliche Entscheidung. Ich will vielmehr werben für eine Gelassenheit was nach der Ankunft passiert.
Ich lasse mir die Zeit, wir schenken uns die Zeit, wir nutzen die Zeit für uns, denn wir/Ihr habt die Zeit.
Es wird die Fähre geben, heute nicht bekommen, dann morgen, oder ? Wir reisen nach Griechenland wo avrio so etwas bedeutet wie irgendwann ;-)
Die An.- und Abreise könnte doch Teil des gesamten Projektes "Urlaub" sein oder ?
Ich wünsche Euch und Uns allen ein tolles entschleunigtes 2023
Lieber Gruß Galiano
|