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Reisestress Mai 2011

Von Xristo

Nach tagelangem Stress mit Änderung des Reiseplans aufgrund des Fluglotsenstreiks endlich um 23:20 in Athen gelandet. Eine eigentümliche Stimmung im schlafenden Flughafen. Auf Sesseln und armlehnenbewehrten Bänken krümmen sich die Gestrandeten, bemüht um ein wenig Schlaf. Die Steckdosen sind belegt mit Ladegeräten für Handies und Computer. Die Nachtstunden werden von Reinigungskräften zum Säubern der Decken genutzt.

Die Nacht im Flughafen von Athen. Stimmen, undefinierbares Gemisch von Tönen. Wir finden ein ruhiges Plätzchen im Flur hinter dem Lufthansaschalter (sehr zu empfehlen).Wie weich doch ein Granitboden sein kann, wenn man hundemüde ist und als Absacker einen wohlweislich mitgeführten Whiskey probiert hat. Drei unruhige Stunden Halbschlaf, durch ständige Litanei der Diebstahlwarnung: "Dont let your luggage unattendet" unterbrochen. Der kühle Fußboden wird von Stunde zu Stunde immer härter. Um 4 Uhr beginnt bereits wieder das Leben, wir hören wir Stimmengewirr, unermüdlicher Redefluss der Damen aus der Kabine neben uns, die sich ihre nächtlichen Erlebnisse erzählen, oder nur den Dienstplan besprechen.

Endlich um 5:50 unsere nächste Etappe, der Flug mit Olympic durch Wolken über der Ägäis, die Englischen, mit monotoner Griechischer Geschwindigkeit vorgelesenen Durchsagen sind unverständlich. Ankunft auf Naxos am frühen Morgen eines sonnigen, erlebnisreichen Tages.
Notwendigste Schlafergänzung im 4-Bettkellerzimmer des Hotels Galini. Richi erwähnte es einmal im Forum. Wie gut, eine Tagesbleibe gefunden zu haben. Naxos Chora lockt. Erkundungsgang durch Naxos, Kastel, Einkauf im alten Pantopoleion, Käse, Raki, Honig, Pistazien. Tief einatmen, der unvergleichliche Geruch dieses Originals allein ist einen Besuch wert.

Essen in der Taverna o Apostolis, ich habe das Restaurant im Gewirr der Gassen wiedergefunden.
Klaus arrangiert mit unserer Hotelchefin (er hat etwas gut bei ihr, da er Ihr einen deutschen Artikel über einen Bekannten übersetzte) eine Fahrt zum Kuros mit dem Taxi, vereinbarter Preis 30 €, der Fahrer möchte dennoch das Taximeter anstellen, NEIN, dann 33 €? Klaus hat bereits die Tür wieder geöffnet! Na gut, dann doch nur 30 €. Na bitte, es geht doch. Zum ersten Mal verlasse ich den Ort, der bislang lediglich ein Zwischenstop auf der Fahrt nach Donoussa war. Wir Queren eine ine beinruckende Landschaft, viel rauer als die von Paros. Jetzt begreife ich, dass Naxos der "Mann" und Paros die "Frau" genannt werden. Wie mit einem großen Himmelsspot beleuchtet die Sonne durch ein Wolkenloch einen abgenagten Marmorberg. Der Kuros liegt mit gebrochenen Beinen auf dem Gartengrund. Der verbliebene Fuß hat noch die Verbindung zum Fels. Ich habe ein starkes Ruhegefühl.
Wir essen an der Paralia, angenehm, Skordalia, Kolokithiakeftedes, Marides, trinken das obligatorische misso kilo lefko. Der Reisestress lässt schon etwas nach.
Das Warten auf die BlueStar "Naxos" um 23:55 wird lang. Die 2 Stunden Fahrt bis zur Ankunft in Donoussa um 2:00 ziehen sich. Man findet keine Ruhe, hier wird das Deck gereinigt, immer da wor wir gerade sitzen. Wolkenverhangener Mond, es hat geregnet, der Zemetboden vor Zimmer 4 ist noch nass, der Wind schüttelt die Palmen. Die Kalamistangen über der Terrasse klappern im Wind. Das Ankommen nach 10 Monaten, dieses Mal in der Nacht, beglückt.
Eine kalte Nacht, ich nehme auch noch die dritte Decke.

Der Magen rebelliert, es war wohl der letzte Ouzo vor Zimmer 4 in der Nacht. Nach Erholungsschlaf Begrüßung durch Loni, Spiros und Kinder. Erster Spaziergang zur Panagia, weiter bis zur Kato Milo, am Kedros ist kein Mensch. Das Inventar wird noch gereinigt, die Möbel stehen kreuz und quer.
Abendessen im "Kapetan Giorgis", dem einzigen geöffneten Restaurant, am Nebentisch wird lautstark diskutiert. Nach Abhandlung der Wirtschaftskrise geht man zum Schafskopf über. Das Essen, das Joanna immer lächelnd serviert, schmeckt uns gut. Wir werden also keine Not leiden.

Der Wind lässt endlich nach. Der sorgenvolle Blick zum Himmel entspannt sich. Die Palme vor meinem Häuschen wedelt müde. Das Rascheln des Windes in den Bäumen schwächelt. Ich traue mich ins Wasser! Erstes Bad, brrrr. Es ist eisig, mehr als 5 Züge gestattet die Kälte nicht, 16°? Mit dem Nachlassen des Windes begrüßt uns endlich Donoussawetter. Wir brechen auf Richtung Kavo Aspro. In Plakies, in den kleinen Löchern der Felsen hat sich leider noch kein Salz abgelagert. Kurzes Eintauchen in Limni. Das Wasser wird schon wärmer. Weiter über die Ziegenpfade mit der Vielfalt kleiner Blümchen, Orchideen, Winden und Cistrosen zur Nordseite. Die Hänge sind grün, taufrisch die Stachelbüsche und Strandwacholder, der Regen hat allen Staub abgewaschen. Ausblick auf die dramatische Westküste mit Xylobati und Agriles. Vorbei am Müllplatz nochmals nach Plakies, um einige Krümelchen Salz aus den Löchern zu kratzen. Ein  erholsames Bier im "To Kyma" genossen, Evangelia hält die Stellung, zu Essen gibt es nichts. Erst Ende Mai wird Jorgo die Taverne öffnen.
Die Salzgewinnung aus dem Wenigen, was ich aus den Felsen löffeln konnte, ist spannend. Ergänze den Sud mit einem Krug aus dem Meer. Es dampft und brodelt. Klaus, mein persönlicher physikalischer Berater, erklärt mir, dass 1 l Wasser ca. 30 g Salz enthält. Schöpfe 1 1/2 l Wasser aus dem Meer, gieße es durch den Kaffeefilter in die Bratpfanne und lasse es sieden. Ein Tellerchen reinweißes Salz ist die Ausbeute.

Geschrieben 27.07.2011, Geändert 27.07.2011, 5243 x gelesen.

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