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es kommt immer anders als man es sich denkt...

Von Hellasstefan

Diejenigen, die oft und viel auf die Griechischen Inseln fahren kennen das folgende Problem. Wann fahre ich wieder zurück nach Pireus? Wird es Wind geben, so, daß der Fährverkehr eingestellt wird? Fahre ich lieber einen Tag eher und bleibe eine Nacht in Athen?
Die letzten zwei Jahre sind wir immer kurz vor knapp von den Inseln abgereist. Wir haben entweder eine Nachtfähre genommen oder hatten einen späten Flug, so, daß wir mit der ersten Fähre meißt reichlich Zeit hatten. Aber es war immer spannend, denn wir fahren immer Mitte September zurück und weil sich zu diesem Zeitpunkt das Wetter anfängt zu ändern gibt es oft heftige Winde. Vorletztes Jahr hatten wir wir Windstärke 8, als wir auf unsere Nachtfähre warteten und der Hafenmeißter meinte, das der Verkehr eingestellt wird, sollte der Wind noch ein wenig auffrischen.

Dieses Jahr sollte alles ganz anders werden. Unsere letzte Insel, die wir dieses Jahr besuchten war Antiparos und so buchten wir von Paros aus einen Flug nach Athen. Ist doch eine sichere Sache, auch wenn der Fährverkehr eingestellt wird, so dachten wir, wird sicherlich das Flugzeug fliegen.
Unser Flug war an einem Sonntag auf 09:50 angesetzt, deshalb wollten wir von Antiparos aus die Fähre um 8:15 nehmen. Unser Vermieter, Dimitris, bestellte uns am Vortag noch ein Taxi in Pounta. Weil der Flug am Sonntag ging wurde uns auch erzählt, das die VIP´s gerne zu dieser Zeit fliegen und gerne die Tickets der regulären Fluggäste überbieten würden. Am Abend zuvor fiel mir dann ein, das ich den Flug nicht bestätigt hatte, nicht, das dann so ein VIP kommt und uns die Plätze wegnimmt!
Wir standen recht zeitig auf und nahmen unser Frühstück auf dem Zimmer ein. Draußen war es noch dunkel. Dann um 8:00, sind ja alles kurze Wege, griffen wir uns unser Gepäck, doch Dimitris fing uns ab, er telefonierte gerade hektisch mit seinem Handy, er meinte, es fährt keine Fähre! Was keine Fähre warum? Es war dichter Nebel. Alles war in weiße Watte gehüllt. Es war eine Athmosphäre wie in den Alpen. Dort finde ich es ganz heimelich, wenn ich morgends aus dem Fenster sehe und draußen die weißen Schwaden um das Haus ziehen, der heiße Kaffee vor mir... Nur heute fand ich es nicht passend! Ich weiß, das die Flüge Paros-Athen meißt ausgebucht sind und daß der nächste Flug zwar Zeitlich passen würde, aber sicherlich keine vier Sitzplätze, die wir benötigen würden übrig hätte. Was tun? Ich wollte auf jeden Fall zum Hafen untätigkeit ist nicht mein Ding, also gingen wir durch die weiße Suppe zum Hafen. Das Bild, das sich uns dort bot war traurig. Einige Menschen und Autos warteten an der Fähre, die Lichter der Fähre waren zwar an und auch der Motor lief, doch es durfte keiner auf das Schiff. Überall betretene Gesichter, in der Mitte der Hafenkommandant mit einem Knopf im Ohr, ganz cool, jedoch merkte man auch ihm eine gewisse Anspannung an. Ich mußte mit dem Flughafen telefonieren - wartet auf uns! Nachdem ich also durchgekommen bin erklärte mir die nette Dame am anderen Ende, das sie im Moment zwar keine Sicht am Flughafen hätten und deshalb die Maschine noch in Athen stehen würde, der Flug aber sicherlich pünktlich sein werde - "who knows?!". Was ist mit dem Nachmittagflug? Der ist voll, ob sie mich auf die Warteliste setzen solle? Nein, ich legte auf. Dann ging ich zu dem Fähraushang. Wann fährt die nächste Fähre nach Pireus? Aha, eine Blue Star um 10:15, aber das ist auch nicht wirklich die Rettung. An diesem Tag keine Highspeed, die einen noch Retten könnte, das nächste Schiff nach der Blue Star erst am Abend.

Jetzt hieß es Warten. Es kamen immer mehr Menschen und auch immer mehr Autos. Um 9:15 gingen die ersten schon wieder, wahrscheinlich hofften sie darauf, das das Boot nach Parikia fuhr. Aber dort ging auch nichts.
Dimitris erklärte uns, das die Fähren nur auf Sicht fahren können und keinen Radar haben. Ausserdem sei die Fahrrinne, die eine geeignete Tiefe aufweisen würde nur sehr schmal. Eine zu große Abweichung nach links oder rechts würde also dazu führen, das das Schiff auf Grund läuft. Ausserdem gäbe es das Risiko auf ein Fischerboot zu laufen. Auf der zweiten Fähre fing mittlerweile die Crew mit Putzarbeiten an. Wir überlegten, ob wir nicht jemand finden könnten, der uns durch den Nebel fahren würde, doch Dimitris meinte, da würde sich niemand raus trauen.
Kurz nach halbzehn kam am Anleger ein Boot aus dem Nebel, es sah aus, wie ein winziges Ausflugsboot. Der Hafenmeister ging zu dem Bootsführer und spach mit ihm. Irgenwo waren Hunde, die von der Hasenjagd kamen in einem Zwinger in einem Auto, meine Kinder interessierten sich für die "armen" Hunde. Ich dachte nur, wenn wir den Flug nicht bekommen sind wir auch arme Hunde.

Dann kam plötzlich Bewegung in die Menge, die Fähre durfte bestiegen werden. Doch der Nebel war noch so dicht wie zuvor! Was, so dachte ich mir hat sich jetzt so verändert, das sie sich dazu entschlossen zu fahren? Ich konnte es nicht entdecken! Es war 9:40! Ich lauschte und rechnete jeden Augenblick damit, das man die Propeller der Dash 8 über unseren Köpfen würde brummen hören. Auf der Fähre versuchte ich, wieder den Flughafen zu erreichen, doch ich hatte kein Glück. Alles drängte auf die Fähre. Alle wollten auf der Ladefläche der Fähre stehen, keiner wollte hoch auf die Seitengänge oder gar auf das Achterdeck. Alle hatten den gleichen Gedanken, wenn die Fähre in Pounta ankommt, dann schnell zum nächsten Taxi oder noch einen Platz im Bus ergattern! Die Szene erninnerte an eine Szene aus billigen Katastrophenfilmen, wo unmengen Leute chaotisch Schiffe stürmen. Es dauerte lange, bis auch das letzte Auto auf der Fähre war. Dann legte die Fähre ab. Es ging ganz langsam durch den Nebel. Schnell verlor sich der Anleger in der weißen Wand. Die Fähre fuhr langsam, sehr vorsichtig. Ich erinnerte mich an Dimitris Worte über die Breite der Fahrrinne. Dann bemerkte ich das kleine Ausflugsboot vor uns. Es leitete die Fähre durch den Nebel! Auf dem Schiff herrschte eine gedrückte, gedämpfte Stimmung, die man auch durchaus als gespannt bezeichnen konnte es war auch irgendwie ein wenig gespenstisch.
Dann ganz plötzlich schwand der Nebel und linker Hand war Pounta zu sehen. Wir hatten gerade die hälfte der Überfahrt hinter uns, sind aber trotzdem gehörig vom Kurs abgewichen. Ich dachte wieder an Dimitris Worte. Der Kapitän reagierte schnell, als er auf der anderen Seite Pounta sah, er gab Gas und korrigierte den Kurs. Ohne weitern Zwischenfall kamen wir nach ein paar Minuten in Pounta an. Jetzt war es 10:00! Unser Taxi war schon da, aber die Taxifahrerin diskutierte noch mit einem anderen Pärchen, das nach Parikia wollte. Sie würde wieder kommen und sie würden sicherlich noch ihr Schiff schaffen? Wen die Blue Star, die sollte doch auch schon bald fahren!

Langsam fuhr das Taxi vom Anleger. Manchmal gibt es so Momente, da kommt einem alles zu langsam vor. Vor uns waren alle anderen Autos von der Fähre, Busse und Lkw´s, da ging nichts schnell voran! Ausserdem war unsere Taxifahrerin Katharina eine eher gemütliche Frau. Sie erzählte uns, das in der Nacht einer ihrer Verwandten einen Herzinfarkt erlitten hat. Sie war die erste vor Ort und fuhr den armen Mann ins Krankenhaus und von Dort zum Flughafen, weil das Krankenhaus für den Mann nichts machen konnte. Deshalb habe sie fast die ganze Nacht am Flughafen verbracht, sie weiß deshalb auch, das das Flugzeug verspätung haben wird. Eine gute Nachricht, aber wie viel Verspätung? Da stößt dann wieder Deutsche Geradlinigkeit und Pünktlichkeit mit Griechischer lebensart zusammen, sie weiß es nicht. In diesem Moment startete ein Hubschrauber vom Flughafen ihr Verwandter, der nach Athen geflogen wird - aha, wir sind nicht mehr weit weg vom Flughafen.
Als wir den Flughafen errichten war noch kein Flugzeug da. Doch es konnte jeden Augenblick kommen! Ich zerrte das Gepäck zum Schalter, alles mußte jetzt schnell gehen, vor mir stand noch jemand am Counter. Die Frau hinter dem Counter jedoch meinte "don´t panik". Jetzt merkte ich erst, wie mir der Schweiß von der Stirn rann! Wir checkten ein! Kein VIP, der uns das Ticket weggenommen hat! Dann gingen wir wieder auf den Vorplatz des Flughafens und warteten auf das Flugzeug. Die Umgebung war noch in leichten Nebel gehüllt.
Dann hörten wir Propellergeräusch. Das Flugzeug war zu sehen, es kam quer zum Flughafen angeflogen, offensichtlich eine Platzrunde um zu sehen, ob die Sicht auf die Landebahn ausreichend ist, dann ein paar Minuten später landete das Flugzeug. Am Gate trafen wir zwei Mädels, die uns sagten, das ihr Vermieter sich am Vortag beim Olympics erkundigt hätte und schon gewußt hätte, das das Flugzeug mindestens eine halbe Stunde verspätung haben wird - haaa, sehr witzig, warum hat mir die nette Dame vom Flughafen dann gesagt, das der Flug wahrscheinlich pünktlich sei????
Als wir schließlich im Flugzeug saßen bemerkte ich das das Flugzeug nur zu 60% gebucht war. Die Crew war gerade dabei die Luke zu schlißen, als noch jemand über das Vorfeld gerannt kam, eine Mutter mit ihrer
Tochter - offenbar sind die auch von Antiparos rüber gekommen, hatten aber wahrscheinlich kein Taxi mehr bekommen.

Nachdem wir gestartet waren, haben wir noch gesehen, wie die Blue Star gerade aus dem Hafen von Parikia auslief, also hatte die Fähre auch verspätung wegen Nebel und auch für die Leute auf der kleinen Fähre nach Pounta dürfte diese Verbindung gut gegangen sein.
Also, merke ich mir, es kommt immer anders, als man es sich denkt - besonders in Griechenland ist man vor Überraschungen nicht sicher! Auch, wenn man denkt man hätte einen perfekten Plan!

Geschrieben 03.10.2008, Geändert 04.10.2008, 6916 x gelesen.

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Kommentare zu diesem Artikel

Kommentar von Wygnus vom 16.10.2008 22:13:58

Ich hätte nie gedacht, dass Antiparos im September schon so aussehen kann. Ein Glück das ihr euren Flug noch bekommen habt.

LG Arne


Kommentar von Hellasstefan vom 11.10.2008 22:03:33

Hallo Uwe,

deine "letzte" Fähre war sicherlich noch etwas spektakulärer als unsere Fahrt von Antiparos. Ich wäre auch an Deck geblieben. Ich finde, das einem unter Deck eher mulmig wird, obwohl ich noch nie seekrank war und ich hab den Skopelitis (altes Schiff) Test bestanden. Ausserdem geht da an Deck dann wirklich was ab, das sieht man nicht alle Tage, das macht Spass.
Ja, wann soll man das letzte Schiff nehmen? Dieses Jahr habe ich mir das erste Mal wirklich Gedanken gemacht, was ich machen soll, wenn ich den Flug verpasse. Urlaub verlängern ist bei mir kein Thema, also geht es nur um das zusätzliche Geld für den Rückflug und die Einstellung, das man diesen Flug bekommen muß! Später frägt man sich, warum man das so verbissen sieht. Die Griechen würden sagen Relax!
Ich werde auch in Zukunft das Risiko auf mich nehmen und kurz vor knapp von den Inseln nach Athen aufbrechen. Du hast recht, einen Rückflug bekommt man immer, es kostet halt etwas mehr.
Agina ist eine gute Alternative zu Athen, das haben wir auch ein paar Jahre lang gemacht, aber die Hafenpromenade ist dermaßen laut, das man dort abends nicht ruhig und gemütlich sitzen kann. Also machen wir das auch nicht mehr.

Grüsse,
Stefan


Kommentar von Hellasstefan vom 11.10.2008 21:51:22

Hallo Margarita,

ja, wir wollten uns eben dieses Jahr keine Sorgen um den Wind machen. Trotzdem werden wir auch in Zukunft keine Nacht mehr in Athen verbringen. Seit wir nach Griechenland fahren haben wir übrigens noch nie unseren Heimflug verpasst. Aber dieses Jahr erschien es mir am spannendsden.
Du warst dieses Jahr auf Amorgos anscheinend auch mitte September hat es Dir gefallen? Ich fand es dieses Jahr etwas kühl im September, obwohl das Wetter trotzdem herrlich war.

Gru0
Stefan


Kommentar von greecebear vom 10.10.2008 23:43:05

zum "Drängeln" und "wer weis wann die Fähre fährt" fällt mir ein, dass ich dies bei den sonst doch eigentlich ruhigen Griechen erst einmal erlebt habe. Vor ein paar Jahren war ich über Pfingsten auf Serifos, das dann vollkommen "Voll" war.
Nachdem die "Athener" angekommen waren, kam starker Wind, und zwei Tage keine Fähre. Pfingtsmontag war mittags jedoch eine angesagt. Um zwölf Uhr strebten alle zum Anleger, die Hafenpolizei wusste (oder sagte) nicht wann die Fähre kam, der Hotelier sagte jedoch 14:00, aber da es immer voller wurde, war der Sicherheitsgedanke grösser und um 12 Uhr zum Anleger.
Die Fähre kam dann tatsächlich um 14:00, die Schlange reichte schon bis in den Ort hinein, allerdings nicht die avisierte, es wurden jedoch alle Tickets angenommen. Bein Einsteigen herschte die absolute Panik, alle wollten mit, einige fielen auch unterwegs hin aber letzlich kamen alle an Bord. Auf dem Oberdeck wurden ganze Bänke "reserviert, es war ja reklativ ruhig.
Kaum hatten wir den Hafen verlassen kam die volle Breitseite des Windes, und anschließend die grosse Flucht in das Schiffsinnere, wo dann auch alle "Bodenliegeplätzeplätze" schnell bestzt waren. Nur 4 Deutsche, einschl. mir, hielten bis Piräus auf dem Deck aus - war schon toll die Brecher zu beobachten, die das Vorschiff teilweise voll unter Wasser erscheinen ließen - einer wollte noch nach Paros weiter, ich bin dann nach Aegina gefahren, wo vom Sturm kaum etwas zu bemerken war .
Erkenntnis: Auch ein Tag vor dem Rückflug kann nicht unbedingt reichen, aber wann dann? Also ein gewisses Risiko eingehen, zurück kommt man immer, und die Flugpreise sind ja derzeit (noch???) einigermaßen akzeptabel auch bei kurzfristigen Buchen, was im Internet kein Problem ist -Musste dieses Jahr vorzeitig zurück, hat 250.-- EUR gekostet (Athen-Hamburg).

Gruß
Uwe


Kommentar von MargaritaM vom 06.10.2008 11:15:57

Hallo Stefan,
das war ja knapp. Kann es gut nachempfinden. Ich bewundere immer diejenigen, die den Mut haben, das letzte Schiff zu nehmen. Ich selbst bin da vorsichtiger. Nehme grundsätzlich nie die letzte Fähre, ist in GR viel zu riskant.
Den Nebel habe ich übrigens auf Amorgos erlebt, war allerdings viel schneller verschwunden. Es war wirk- lich etwas unheimlich, aber ein hochinteressantes Naturschauspiel, wenn man keine Fähre oder Flieger bekommen musste.

Gruß
Margarita