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Antiparos - Liebe auf den ersten Blick

Von Wygnus

Mit 14 war ich das erste mal in Griechenland. 2 Wochen Cluburlaub auf Kreta. Das Hotel war zwar wirklich gut, der Strand aber badeuntauglich. Das führte dazu, dass wir in der ganzen Zeit das Hotel nicht verließen und mein Fazit nicht gerade sehr gut ausfiel.

Einige Jahre später lernte meine Mutter ihren neuen Freund Tom kennen (ein Oberbayer - für uns Ruhrgebietler ist sowas wirklich ein Schock - aber nach dem Kennenlernen von Tom verzieh ich meiner Mutter, dass sie einen Bayern gewählt hatte) und fuhr mit ihm regelmäßig nach Antiparos, wo er eine Wohnung besaß.

Der Geschichte, wie er zu der Wohnung kam ist etwas länger. Schon in den 70ern hat er Urlaub in Griechenland gemacht und Land und Leute kennen und lieben gelernt. In den 80ern machte Tom mit seiner Tochter Urlaub in Hydra. Dort beschwerte er sich in einer Taverne, dass es zum Salat nicht das typisch griechische Weißbrot gab, sondern ein Toastbrot ähnliches Backwerk, das wohl den Touristen zuliebe gereicht wurde.

Diese Beschwerde weckte die Aufmerksamkeit von Costa, einem einheimischen Griechen. Tom und Costa unterhielten sich den ganzen Abend und verabredeten sich für den nächsten Tag. Aus dem Tag wurde der ganze Urlaub, den man zusammen verbrachte, meist auf dem Segelboot von Costa. Die Freundschaft überdauerte den Urlaub und so traf man sich Jahr für Jahr. Im Sommer in Hydra, im Winter kamen Costa und seine Frau Rosa nach München zu Besuch. Irgendwann wurde es ihnen aber zu langweilig immer nur vor Hydra zu kreuzen und so begannen die ersten Segeltörns zu den Kykladen. Im vierten Jahr dieser Segeltörns kam starker Wind auf und sie suchten Schutz in der Meerenge zwischen Paros und Antiparos. So entdeckten Tom und Costa die Insel Antiparos, die schnell zu ihrer Lieblingsinsel der Kykladen wurde. Schnell war klar, dass der Besitz in Hydra verkauft werden sollte, um zusätzlich zu dem Haus in Athen eine Wohnung auf Antiparos zu erwerben.

Der Grund zugunsten von Antiparos hatte neben den schnell entstandenen Freundschaften zu den Inselbewohnern auch ganz praktische Gründe. Im Gegensatz zu vielen anderen Inseln der Kykladen ist Antiparos-Ort eine sehr flache Ortschaft. Sollte man also mal ein hohes Alter erreichen, würde es auf dieser Insel kein Problem bei der Benutzung von Gehhilfen oder Rollstühlen geben. So wurde also nach passenden bezahlbaren Immobilien Ausschau gehalten und auch schnell das passende gefunden. Die Außenmauer des Kastro. Hier gab es alte, ungenutzte Lagerräume. Innerhalb von 2 Jahren wurden diese Räume mit Ausgängen versehen und bewohnbar gemacht. Dabei fand man auch das ein oder andere Werkzeug aus der Zeit, als das Kastro errichtet wurde. Tom hatte ein kleines Zimmer im Erdgeschoss, Costa und Rosa eine kleine 2 Zimmer Wohnung in der ersten Etage (für Leute, die die Insel kennen - die Eingänge sind direkt neben der Bar "The Doors" am Mainsquare).

Anfang des Jahrtausends kam dann der Schock. Costa starb plötzlich und unerwartet in einer Bar am Hafen von Antiparos an einem Herzanfall. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Friedhof der Insel, die er so sehr geliebt hat. Tom und auch Rosa blieben der Insel treu.

Nun wurden meine Mutter und Tom ein Paar und fuhren regelmäßig nach Antiparos. Fragen, ob ich mit wollte verneinte ich immer, da meine Griechenlanderfahrung im Gegensatz zu anderen Urlauben in Thailand oder den USA (meine Stiefmutter ist gebürtige Kalifornierin) eher mäßig ausfiel. Im Januar des Jahres 2006 aber sagte ich bei der Frage, ob ich mitkommen wolle, zu. Der Grund dafür war hauptsächlich meine Freundin, die noch nie einen Urlaub im Ausland erlebt hatte. Der Trip sollte im September stattfinden. In den Monaten vor Reisebeginn stieg dann auch mein Interesse und ich fing an Informationen über Antiparos zu suchen. Auf den meisten Bildern wirkte die Insel sehr karg und deshalb bat ich darum, dass wir Zimmer am Hafen bekommen, wo der Blick aufs Meer geht und nicht auf den Steinhaufen, der sich Insel nennt - ich gebe zu ich hatte Vorurteile.

Dann war der Tag der Abreise da. Wir flogen in den frühen Morgenstunden von Düsseldorf nach Athen. Die Hitze, die einem empfing, war grandios und die Fahrt mit dem Bus nach Piräus bot eine Menge an interessanten Ausblicken. Auch das Treiben in Piräus war klasse, auch wenn die Faszination mit der Zeit nachließ. 6 Stunden Wartezeit waren doch sehr lang, aber dann legt die Blue Star Paros mit uns an Board ab. Die am Anfang noch sehr angenehme Bootsfahrt wurde noch zur Tortur. Windstärke 6 und der durch die Dunkelheit fehlende Blick auf den Horizont beutelten uns ganz schön. Doch dann war endlich Parikia erreicht und das Glück bei der Suche nach einem Taxi war uns hold. Schnell ging es nach Pounda und dort auf die kleine Autofähre. Während der kurzen Überfahrt fesselten die Lichter von Antiparos unsere Blicke. Rosa hatte uns Zimmer bei Rocco´s Studios besorgt, keine 50m vom Anlieger entfernt. Wir waren von den Zimmern begeistert. Auch meine Mutter und Tom kehrten dort ein, denn Tom hatte vor seine Wohnung im Kastro zu verkaufen. Der Grund war die Nähe zum Mainsquare und die damit verbundene Lautstärke bis tief in die Nacht. Man wird halt nicht jünger ;) . Nach einem kurzen Abendmahl fielen wir erschöpft in unsere Betten.

Am nächsten Morgen wurden wir von den Geräuschen des Hafens geweckt. Nicht, dass die Lage direkt am Hafen zu laut wäre - im Gegenteil, aber das Unterbewusstsein lässt das Ungewohnte wohl schneller durchdringen. Der Tag sollte zu einer Offenbarung werden.

Nach einem kleinen Frühstück ging es einmal kurz durch den Ort, um den wichtigsten Bekannten Hallo zu sagen und mich und meine Freundin vorzustellen. Überall wurden wir sehr herzlich empfangen und ich verliebte mich sofort in die Kykladenarchitektur, die weißen Häuser mit den blauen, grünen und roten Akzenten. Danach ging es zum Strandclub Time Marine und nach einem kurzen Drink weiter an den Strand zu einer kleinen Bucht. War das ein Unterschied zu den Erfahrungen, die ich am Hotelstrand auf Kreta gemacht hatte. Zwar lockten auch hier nicht die breiten Sandstrände, die man von den Balearen her kannte, aber man kam ohne Probleme ins Wasser, welches herrlich war, und vor allem war es hier nicht überlaufen. Am späten Nachmittag ging es zurück, um nach einer Dusche zum Cafe Sifneiko zu wechseln und dort den Sonnenuntergang zu beobachten. Der Besitzer Nico ist ein alter Freund von Tom. Er führte damals die Taverne in der Costa verstarb. Während wir den Atemberaubenden Sonnenuntergang beobachteten wurden wir von Nico mit allerlei Köstlichkeiten versorgt. Auch Nachts verlor die Insel nichts von ihrem Flair. Inselbewohner und Touristen saßen gemeinsam in den verschiedenen Bars, unterhielten sich oder spielten Backgammon. Schon am Ende des ersten Tages hatte ich mein Herz an diese Insel verloren.

Die nächsten Tage verstärken dies nur. Schon nach 3 Tagen wurden wir von vielen Insulanern beim Vornamen gerufen und jeden Abend erlebten wir die Vorzüge der örtlichen Gastronomie in den verschiedenen Tavernen. Vor allem die Tomaten und der Feta begeisterten. Mit dem Mietwagen und mit einem Scooter erkundeten wir die Insel, besuchten die riesige Tropfsteinhöhle, fanden einsame Buchten und befuhren auf Eselspfaden die höchsten Berge der Insel. Ausflüge nach Parikia und Naoussa auf Paros vervollständigten das Programm. Die 2 Wochen gingen viel zu schnell vorüber und für uns stand fest: Wir kommen wieder. 2007 für 3 Wochen. Was wir dann auch taten, aber davon ein anderes Mal mehr.

Vielen mag auf dieser kleinen Insel die Decke auf den Kopf fallen. Mir nicht, denn täglich entdeckte ich neue Seiten an der Insel. Antiparos und seine Bewohner haben mein Herz im Sturm erobert. Wenn ich mittlerweile Fernweh bekomme, dreht es sich dabei nicht mehr um die USA, sondern um eine kleine Kykladeninsel in der Ägäis.

Geschrieben 03.02.2008, Geändert 04.02.2008, 6292 x gelesen.

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Kommentare zu diesem Artikel

Kommentar von kaloin vom 08.05.2008 22:52:34

Hallo Arne,

ein netter Bericht, der mich da an was erinnert. Allerdings war es bei mir erst Liebe auf den zweiten Blick.
Beim "ersten Mal" war AP für mich 'ne Insel - mehr nicht. Es war nett, aber die wahre Freundschaft zu AP habe ich erst bei nächsten Besuch entwickelt. Seitdem fahre ich immer wieder gerne hin...

Ich mag diese ganz spezielle Flair und die leichte, lockere Stimmung im Ort.

Dieses Jahr nach ein paar Jahren Pause wieder und ich bin SEHR gespannt und freue mich...

Grüße us Kölle
eric


Kommentar von sofia1 vom 13.02.2008 09:25:33

Sehr Interessant zum lessen.


Kommentar von joop1983 vom 10.02.2008 12:54:36

Detailreiche Ausführung, die einen sehr neugierig macht!