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Meine Lieblingsfähre!!!

Von MargaritaM

Elleni und Arion haben mich dazu verleitet nochmals aktiv zu werden. Bei dem S..wetter hier am Niederrhein kann man sich ja nur noch nach Griechenland träumen. Zum besseren Hineindenken habe ich mir zu meiner kleinen Zwischenmahlzeit (leider nichts Griechisches) einen Kokkino apo tin Kriti genehmigt, damit schreibt und träumt es sich besser, also: Es war einmal im Mai vor vier Jahren...

Auf dem Flughafen von Mykonos lernten mein Mann Günter und ich 2 Ehepaare aus einer Nachbarstadt kennen. Die vier waren zum ersten Mal in Griechenland. Abends in einer Taverne trafen wir uns zufällig wieder und es gab ein großes Hallo. Als wir uns als Kykladenkenner outeten gab es natürlich viel zu erzählen. Das Ergebnis waren u. a. zwei gemeinsame Fährfahrten.

Nach einem kurzen Aufenthalt auf Santorini ging es von dort mit der Express Santorini nach Naxos (unser griechischer Freund erzählte uns vor der Abfahrt, dass das Meer heute ladi = glatt wie Öl, sei). Gott sei Dank! Denn ich werde schnell seekrank und Maggi hatte vor dem Einschiffen bereits vorsorglich eine Tablette gegen Seekrankheit genommen. Unnötig , dachten wir, dass Meer sollte ja ladi sein. Ich gab ihr zusätzlich den Rat, sich bei den ersten Anzeichen von Übelkeit hinzulegen (kann ich übrigens jedem empfehlen, es hilft). Bis Naxos hatten wir eine herrliche Fahrt, kauften dort in Ruhe unsere Tickets für die Skopelitis und verbrachten die Zeit bis zur Abfahrt in einer Taverne. Mein Blick war, wie immer bei solchen Gelegenheiten, aufs Meer gerichtet. Mit meinem seekrankheiterfahreren Auge bemerkte ich die ersten kleinen, hübsch anzuschauenden, weißen Krönchen. Ich ahnte Schlimmes!

Pünktlich um 15.00 h legte die Skopelitis ab. Die meisten kennen die Strecke vorbei an den langen Sandstränden von Naxos. Wie immer hatten wir es uns oben an Deck gemütlich gemacht. Die Griechenlandneulinge ebenso, noch aalten sie sich frohen Mutes in der Sonne, bis, ja bis wir aus dem Windschatten von Naxos heraus waren. Dann bemerkten auch die Vier, dass das Meer nicht mehr ladi war. Die Gicht spritzte bis aufs Oberdeck. Bereits vor Iraklia nützten uns unsere Regenjacken auch nichts mehr, wir zogen eine Etage tiefer, suchten einen geschützten Winkel, aber einen solchen gab es nicht, die Gicht war überall. Und was wir noch nie gemacht hatten, wir gingen noch eine Etage tiefer. Dort empfing uns einer der Besatzung: Tüten verteilend!!! Nur das nicht. Allein die Ahnung was hier in der Kabine später abgehen würde ließ uns sofort wieder umdrehen, lieber wollten wir uns der Gicht aussetzen.

Im Mittelschiff waren viele Bänke frei. Ich suchte einen einigermaßen trockenen Platz und legte mich sofort, alles was mir wichtig war in besagte Beutel oder sonstwie verpackt, hin. Nicht ohne den Neulingen vorher nochmals den dringlichen Rat zu erteilen dies ebenfalls zu tun. Sie taten es natürlich nicht. Drei von ihnen saßen mit bleichen Gesichtern in trauter Reihe nebeneinander, der aufsteigenden Übelkeit trotzend. Doch es kam wie es kommen musste. In gleicher Verbundenheit sah ich alle drei nach und nach zur Tüte greifen. Dies wirkte dann, auch sie suchten einen Liegeplatz. Doch die guten Plätze waren mittlerweile alle belegt. Wohl oder übel mussten sie mit einem Platz im Seitenschiff vorlieb nehmen: die Füße auf der Reling und die Pos in der Gicht. Bis Ägiali blieben sie dort liegen, keiner traute sich aufzustehen.

Günter und Gertrud waren die einzigen von uns, die keine Probleme hatten und dies sollte auch während der ganzen Fahrt so bleiben. Stundenlang standen sie, liebevoll einen Pfeiler umarmend und, als es zu heftig wurde, fröhlich singend an Deck. So geht es also auch.

Nach Iraklia, Schinoussa, Koufounissi und Donoussa hörten wir den Ruf: Land in Sicht, endlich! Diesmal war es Ägiali, wir atmeten auf. Ich schlug vor die Skopelitis zu verlassen und mit dem Taxi nach Katapola zu fahren, stieß aber bei allen auf taube Ohren, wir waren ja sozusagen schon angekommen. Also nahm ich meine Liegeposition wieder ein. Gerd hatte Kaffeedurst bekommen, kam aber in kürzester Zeit ohne Kaffee zurück, sein einziger Kommentar war: Alles hinlegen, die verteilen wieder Tüten. Und dann ging es erst richtig los, von wegen, wir sind ja schon da. Ich glaube, dass auf dieser Strecke bis in die Bucht von Katapola viele der Passagiere das Beten wieder gelernt haben.

Dieses Erlebnis fiel mir ein, als ich heute las, dass die gute alte Skopelitis wieder da ist. Ein Amorgosfreund erzählte mir gestern, dass die Skopelitis in jedem Frühjahr auf einer Werft überholt wird, aber das konnten wir ja heute auch schon lesen. Hoffen wir, dass sie uns noch viele Jahre erhalten bleibt und uns wohlbehalten zu den kleinen Kykladen bringt. Denn was wären wir ohne unsere geliebte Skopelitis?

Geschrieben 05.04.2008, Geändert 06.04.2008, 9105 x gelesen.

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Kommentare zu diesem Artikel

Kommentar von Naxiotin vom 28.06.2012 16:08:38

Wunderbarer Bericht. Zum Glück hatten wir bei unserer Überfahrt mit der Scopelitis nach Amorgos spiegelglattes Meer, es war traumhaft. Ein paar Tage später wäre es gaaanz anders gewesen.


Kommentar von Juls vom 25.11.2009 20:41:09

Du hast deine Fahrt wirklich gut beschrieben, ich leide zum Glueck auch nicht unter Seekrankheit, aber man weiss ja nie. Deine Tipps sind darum SUPER....Wuensche dir immer GUTE FAHRT!

LG Juls


Kommentar von rainerolymp vom 02.08.2008 17:43:55

Danke für die schöne anschauliche Beschreibung der Fahrt mit der "Skopelitis".
Sie zeigt mir was ich unbedingt noch einmal machen muß.

Gruß Rainer


Kommentar von O Amorgios vom 13.07.2008 10:53:49

Mit der "Express Skopelitis" hatte ich dieses Vergnügen noch nicht gehabt.
Aber vergangenes Jahr aud der "Panagia Tinou":
www.fotocommunity.de/pc/pc/pcat/343762/d isplay/9857000
www.in-greece.de/kykladen/artikel/3553-l aunischer-poseidon
und vor drei Wochen auf der "Panagia Hozviotissa" zwischen Paros und Sifnos.
Bei mir isses nicht so schlimm, aber Andere haben über der Reling gehangen oder wie Häuflein Elend auf den Planken gesessen.
Zum Namen "Skopelitis":
Ich blicke da auch nicht mehr durch. Im griechischen gibts kein "C".
Die alte "Skopelitis" schrieb sich Skopelitis.
Die neue schreibt sich "Express Scopelitis"
Der Besitzer heißt "Yiannis Skopelitis"
Auf den Tickets steht wiederum "Express Skopelitis"
und auf meinem T-Shirt steht wiederum "Express Scopelitis".

Ist das wieder so ein "Globalisierungs-Effekt" ?

:-))

Frank


Kommentar von kaloin vom 08.05.2008 21:47:13

So habe ich es auch erlebt aber glücklicherweise in einer "light"-Version, da ich nur von Koufonissi nach Katapola gefahren bin.
Das hat mir aber schon gereicht !!
Es war '93 und es war noch "die Alte". In den darauf folgenden Jahren ist mir dann mal einer oder waren es mehrere? mit einem T-Shirt aufgefallen, auf dem eine Bild der Scopelitos abgebildet war und darüber der Text "I survived Scopelitis".
Grüße
eric


Kommentar von MargaritaM vom 11.04.2008 08:30:22

Hallo Xristo,
danke für Deinen Kommentar. Beim Lesen ist mir etwas aufgefallen: Ich korrigiere hiermit in: Gischt.

Margarita


Kommentar von Xristo vom 07.04.2008 19:27:29

Sehr schön beschrieben. Ganz so schlimm habe ich es selbst noch nicht erlebt. Aber bis aufs Hemd durchnässt hat mich die Gischt auch schon. Ich habe aber einmal die Auswirkungen bildhaft erlebt, als die Scopi in Donoussa ankam. Die Passagiere verließen fast alle das Schiff, grün im Gesicht und sprachen von einer Tauchfahrt! Das Bild zum Text zeigt natürlich nicht die heutige Express Scopelitis, (Scopelitis mit "c") sondern die Vorgängerin.
Xristo