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Milos - die Insel der Farben

Von L.F

Ich komme nicht umhin, diese schon etwas verbrauchte Überschrift zu verwenden, denn sie trifft das Erscheinungsbild der kleinen, liebenswerten Kykladeninsel sehr genau. Gemeint sind die Farben der verschiedenartigen Gesteinsformationen, denn die vulkanische Vergangenheit der Insel hat ihr nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht eine besondere Stellung eingebracht, sondern auch ein einmaliges Erscheinungsbild verliehen. Markante und teilweise sehr bizarre Formationen geben insbesondere den unzähligen Stränden ihren jeweils ganz individuellen Charakter.

Hier, wo das Wasser die verschiedenen Gesteinsschichten freilegt und langsam aber stetig die Küste formt, zeigen sich die Farben von Milos. Ob in der weißen Mondlandschaft von Sarakiniko oder an den schwefeligen Steilhängen von Paliochori, dem Besucher bietet sich immer wieder aufs neue ein überraschender und zugleich faszinierender Anblick, der bereits die Vorfreude auf die nächste Tour an einen der anderen Küstenabschnitte weckt.

Was die Farben betrifft, will ich natürlich das nicht unerwähnt lassen, was eigentlich für fast alle Kykladeninseln gilt. Das Zusammenspiel von schneeweißen Häusern, blauem Himmel und blauem Meer vor einer kargen Kulisse. Tagsüber in blendenden Farben, früh morgens und kurz vor Sonnenuntergang hingegen in ein unglaublich warmes Licht getaucht, das es eben nur hier auf den Kykladen gibt. Am frühen Abend vor der Panagia Korfiatissa in Plaka sitzend kann man dieses Schauspiel beispielhaft genießen, wenn die Sonne in Richtung Antimilos untergeht und die letzten wärmenden Strahlen übers Meer schickt.

Die Tatsache, daß in Milos Tagebau betrieben wird, sorgt immer wieder für kontroverse Diskussionen, inwieweit diese Insel ein lohnendes Urlaubsziel ist. Der Vulkanismus hat der Insel Bodenschätze geschenkt, durch deren Gewinnung sich ein Wirtschaftszweig entwickelt hat, der ungleich älter als der des Tourismus ist und der Insel bis heute ein gewisses Maß an Eigenständigkeit und Unabhängigkeit gesichert hat. Daß das Graben nach Bentonit, Kaolin und anderen exotischen Mineralen Spuren hinterläßt, ist verständlich und einige Gebiete in Milos haben auch gewiß jedes griechische Inselflair eingebüßt. Auf der anderen Seite ist aber gerade dieser Wirtschaftszweig dafür verantwortlich, daß sich Milos noch nicht in dem Maße dem Massentourismus geöffnet hat - oder öffnen mußte - wie viele andere griechische Inseln.

Eine verschlafene Inselidylle, die von so vielen Individualreisenden geschätzt wird, hat ihren Preis. Wer das versteht, sieht vielleicht die Schattenseiten von Milos mit anderen Augen. Und Milos gehört sicherlich nicht zu den Orten fernab der Zivilisation, die von der Bevölkerung allmählich aufgegeben werden, wo das Leben langsam erlischt und junge Menschen in die Städte fliehen. Milos bietet alles, was man zum Leben braucht, aber davon eben nicht zuviel.

Wer eine perfekte touristische Infrastruktur erwartet, wird hier sicher nicht glücklich werden. Wer aber ein Fleckchen Erde sucht, das sich seine Ursprünglichkeit bewahrt hat, Ecken und Kanten hat und in vielerlei Hinsicht auch unbequem ist, der wird in Milos einen einmaligen Urlaub verbringen können.

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Kleines Milos Fotoalbum

Geschrieben 11.04.2002, Geändert 11.04.2002, 3089 x gelesen.

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Kommentare zu diesem Artikel

Kommentar von MargaritaM vom 08.01.2010 12:58:35

Sehr treffender Bericht! Milos gehört auch zu meinen Lieblingsinseln und ich bin froh, dass die Insel so anders ist als viele andere.

Margarita